Ferdinand Strasser
Buchhalter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Ferdinand Strasser wurde am 3.4.1901 in Krems geboren. Er war Buchhalter. Ab 1917 war er Mitglied der Vereinigung jugendlicher Arbeiter, dann der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreich. 1924 wurde er Parteisekretär in St. Pölten und Obmann des Arbeiterturn- und Sportverbandes. Er war politischer Leiter des republikanischen Schutzbundes und Vizebürgermeister von St. Pölten. Nach den Februarkämpfen flüchtete er in die ČSR, von dort weiter nach Moskau. Ferdinand Strasser trat der KPÖ bei und wurde am 12. Parteitag (September 1934) ins Zentralkomitee gewählt. Im Mai 1936 kam er retour in die ČSR, und im August 1937 wieder nach Österreich. Ende 1938 zog er nach Krems und organisierte dort den Widerstand.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 15. 4. 1941 wurde Ferdinand Strasser verhaftet und am 12. 6. 1942 gemeinsam mit Franz Zeller und Johann Hoffmann (beide hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 30.9.1942 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.
Aus dem Urteil
„Strasser und Zeller waren miteinander von Jugend auf bekannt. Nachdem Strasser Ende des Jahres 1938 nach Krems gezogen war, trafen sie sich häufig und es kam zwischen ihnen, die bei ihrer marxistischen Gesinnung verblieben waren, auch zu Gesprächen politischer Natur. Dabei kamen sie im Herbst 1939 allmählich zu der Ansicht, dass der Nationalsozialismus die in Österreich bestehenden Rechte der Arbeiterschaft verkürze und dass sich diese nur wehren könnte, wenn die Arbeiter zu einer ’kommunistischen Oppositionspartei‘ zusammengeschlossen würden. Als sie bald darauf erfuhren, dass im Herbst 1939 Kommunisten aus St. Pölten ins Konzentrationslager eingewiesen worden waren, hielten sie es für angezeigt, dass mit dieser kommunistischen Organisation auch eine ’Rote Hilfe‘-Aktion verbunden werde.“
Aus dem Schreiben vom Oberstaatsanwalt in Wien an den Oberreichsanwalt in Berlin, vom 6. 10. 1942
„Ferdinand Strasser erklärte bei der Bekanntgabe des Erlasses über Nichtausübung des Gnadenrechtes, er sei russischer Staatsbürger (…) Im Augenblick der Übergabe an den Scharfrichter rief er aus: ’Es lebe die Sowjetunion! Rot Front!"
Gedenktafel, Mahnmal, Benennung einer Verkehrsfläche nach Ferdinand Strasser
Sein Name steht auf der Gedenktafel für die zwölf Mitglieder des Zentralkomitees, die 1948 im Haus des ZK der KPÖ (Wien 9, Wasagasse 10) enthüllt wurde, befindet sich im ehemaligen Haus der KPÖ Wien 10 (Wielandschule/Ernst Kirchweger-Haus); sein Name steht am Mahnmal am Hauptfriedhof St. Pölten; eine Verkehrsfläche in St. Pölten ist nach ihm benannt (Ferdinand Strasser-Weg).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
Am 13. 10. 1942 in der Gruppe 37-45-19 am Wiener Zentralfriedhof begraben. Am 15. 3. 1966 exhumiert und in der Gruppe 40 beigesetzt.
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien